Es mehren sich Stimmen, die befürchten, dass der EU Energiemarkt und der damit dazugehörige Stromnetzausbau Milliarden kosten wird und somit zu stark steigenden Strompreisen führen wird. Dies muss nicht sein- hier die Antworten auf die am häufigtsen gestellten Fragen
Die Europäische Union will Milliarden Euro in die neuen Stromnetze investieren lassen, um den Ausbau regenerativer Energien voranzubringen, für die es Stromautobahnen durch Europa braucht. Wird damit der ohnehin zuletzt verteuerte Strom in den kommenden Jahren für die Verbraucher noch teurer?
Antwort: Es ist unbestritten, dass wir dafür diese neuen Stromnetze benötigen. Verschiedene Studien haben ausgerechnet, dass das Investitionen in einer Größenordnungen von bis zu 25 Milliarden Euro erfordert. Auf einen Zeitraum von 20 bis 25 Jahren gerechnet, heißt das etwa eine Milliarde pro Jahr. Das ist machbar, auch für die Stromkonzerne. Beim Strompreis wird man also keine enormen Steigerungen sehen. Denn das entspricht etwa bis zu 0,3 Cent pro Kilowattstunde. Zuletzt sich die Umlage zur Förderung erneuerbarer Energie von 2,7 auf 3,5 Cent pro Kilowattstunde erhöht. Anderseits führt mehr Angebot und mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt in Europa zu sinkenden Preisen an der Strombörse.
Kann sich mit den Plänen für einen Energie-Binnenmarkt der Verbraucher künftig auch aus Spanien seinen Ökostrom einkaufen, wenn die deutschen Anbieter zu teuer werden?
Antwort: Das kann er heute schon über die Zertifikate, die beispielsweise Ökostromanbieter haben und Strom aus Skandinavien anbieten. Beim Binnenmarkt muss es darum gehen, dass jeder Bürger in Europa seinen Strom da kauft wo er am günstigsten ist oder wo seine Vorstellungen von der Art, wie der Strom erzeugt wurde, erfüllt sind. Ich halte aber den Zeitpunkt, den sich die EU mit 2014 vorgenommen hat, für sehr ambitioniert. Das setzt ja voraus, dass die Netze schnell ausgebaut werden.
Wird die EU mit dem gigantischen Ausbau der Stromnetze unabhängiger von russischem Öl und Gas?
Antwort: Das hat sich die EU zumindest vorgenommen. Grundsätzlich gilt jedoch: Je mehr erneuerbare Energien man in Europa hat, je besser man mit diesen Energien haushaltet, desto weniger muss man importieren.
In Europa träumt man auch von Solarstrom aus der Sahara, dem Mega-Projekt Desertec. Wie sind dessen Realisierungschancen vor dem Hintergrund der politischen Umwälzungen in Nordafrika?
Antwort: Desertec ist ein Generationenprojekt, umfasst lange Zeiträume. Somit ist Desertec erst einmal nicht gefährdet. Außerdem geht es einerseits zunächst um Regionen, die von den aktuellen Konflikten nicht tangiert sind. Zum anderen sichern Projekte wie Desertec die Energieversorgung und den Wohlstand in den afrikanischen Ursprungsländern. Das schafft auch Stabilität. Erst dann wird man auch Strom nach Europa bringen können.
In Deutschland wurden die Atomlaufzeiten verlängert. Gleichzeitig sperren sich Umweltschützer gegen die Stromautobahnen, die für den Ökostrom aus der Nordsee geplant sind. Wie passt das zusammen? Und wie lässt sich dieser Konflikt lösen?
Antwort: Sicherlich müssen die Sorgen der Anwohner Ernst genommen werden, allerdings dürfen die wichtigen Stromnetzprojekte zeitlich nicht mehr verzögert werden. Beispielsweise können in manchen Regionen auch Erdkabel eine Lösung sein, die oftmals weniger Proteste auslösen.
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Hamburger Abendblatt