In den Nachrichten kann man in dieser Woche immer wieder anschauen, dass die Kommentatoren sich fragen warum wir noch nicht 100 % der erneuerbaren erreicht haben: wieso ist der Marathonläufer nach 1 km noch nicht im Ziel?
Hier die Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
1)Wie ist das Zwischenfazit der Energiewende- ist sie erreicht?
Die Energiewende beginnt erst gerade- wie bei einem Marathon von über 50 km, und man den Läufer nach 1 km nach einem Zwischenfazit fragt… -wichtig ist in der Tat, dass man die Netze so rasch wie möglich ausbaut, sowohl die Stromautobahnen von Nord nach Süd, sowie intelligente Verteilnetze. Zudem müssen die Stromspeicherkapazitäten erhöht werden, diese sind vom allem im Europäischen Ausland größer, wie in den Alpenregionen oder Skandinavien. Daher ist es wichtig, dass die Netze auch ins Europäische Ausland deutlich ausgebaut werden. Die Energiewende ist komplex, man benötigt einen Masterplan und vor allem eine Institution, die verantwortlich ist. Ein Energieministerium könnte dies leisten.
2) Wird nun wirklich eine „Stromlücke“ der Atomkraft durch einen Zuwachs von „Braunkohlestrom“ geschlossen? Ist dies wirklich notwendig?
In den kommenden 10 Jahren gehen alle Atomkraftwerke und zahlreiche Kohlekraftwerke vom Netz. Einen Teil von der Kraftwerkskapazität wird durch den Zubau von neuen Kohlekraftwerken ersetzt werden, diese sind bereits gebaut und gehen in den kommenden Jahren ans Netz. Besser geeignet als Kohlekraftwerke in der Kombination mit erneuerbaren Energien sind allerdings Gaskraftwerke. Sie sind flexibler einsetzbar und leichter hoch- und runterfahrfahr. Allerdings werden Großkraftwerke aufgrund immer geringerer Einsatzzeit immer unwirtschaftlicher. Dennoch benötigen wir in den kommenden 10 Jahren neue Kapazitäten. Ein geeigneter Regulierungsrahmen – z. B so genannte Kapazitätsmärkte-wäre notwendig, um die Investitionen attraktiv zu machen.
3) Müssen tatsächlich neue Kohlekraftwerke gebaut werden?
Nein, notwendig ist es nicht, es ist bei dem derzeitigen extrem niedrigen CO2 Preis aber die wirtschaftlichste Lösung. Zum einen müsste der Emissionshandelsmarkt so angepasst werden, damit der CO2 Preis steigt, nämlich überschüssige Emissionszertifikate aus dem Markt zu nehmen und das CO2 Ziel angepasst werden. Zum anderen sollten eher Gaskraftwerke als Kraft Wärme Kopplungsanlagen dezentral zur Kopplung mit erneuerbaren Energien zugebaut werden- dazu benötigt man wiederum einen geeigneten Regulierungsrahmen.
4) Welche Speichermöglichkeiten gibt es?
In Deutschland sind die Speicherpotentiale begrenzt- wirtschaftlich sind derzeit allein Pumpspeicherkraftwerke-, derzeit kann maximal 10 % des benötigten Stroms gespeichert werden. Zwar gibt es leichte Ausbaupotentiale, allerdings sind die Kapazitäten in Deutschland insgesamt gering. Aus dem Grund benötigen wir auch den Europäischen Verbund, um Potentiale in den Alpenregionen und Skandinavien auch nutzen zu können. Zukünftig wird es auch neue innovative Speicheroptionen geben, wie die aus überschüssigem Strom aus erneuerbaren Energien produzierter Wasserstoff oder Methan, welcher durch die existierende Gas- Infrastruktur transportiert und gespeichert werden kann und auch für Mobilitätszwecke genutzt werden kann.
5) War die Kürzung der Solarförderung wirklich richtig? Wie kann man die Krise der Solarbranche erklären – trotz hoher Förderung? Warum kommt die Winderzeugung im Meer nicht voran?
Die Kürzung ist grundsätzlich richtig, a die Produktionskosten der Solarenergie massiv gesunken sind. Allerdings kommen die Kürzungen zu rasch und sind auch zu hoch- was wiederum in erster Linie einen Vertrauensverlust für die Investoren nach sich ziehen wird. Die Solarbranche hat in den vergangenen Jahren einen enormen Boom erfahren, eine Blase ist aufgrund von gesunkener Produktionskosten und noch immer hoher Vergütunssätze entsanden. Es war klar, dass dieses Wachstum nicht so weiter wird gehen können. Zudem hat der Wettbewerbsdruck aus Asien zugenommen. Insgesamt ist es jedoch eine enorme Erfolgsgeschichte dieser Branche, dass sie eine derartige Kostenreduktion hat erwirken können. Viele Unternehmen sind gut aufgestellt und können dem Druck aus standhalten. Dennoch wird es Konsolidierungen geben. Die Winderzeugung im Meer kommt voran, aber die Netzanbindung muss schneller vonstattengehen. Da dies in anderen Ländern auch funktioniert, muss man genau prüfen, warum es an mancher Stelle stockt. Das wird man genau untersuchen müssen.
6) Wie ist der Stand beim Netzausbau?
Der Ausbau und Optimierung der Europäischen Stromnetze hat Priorität, ein beschleunigter Ausbau ist dringend vonnöten. Erneuerbare Energien weisen hohe Volatilitäten auf. In Zeiten eines hohen Angebots erneuerbarer Energien reichen oftmals die Stromnetze nicht aus, um den überschüssigen Strom ins Inland oder Auslandweiterzuleiten. Insbesondere ist der Ausbau von Stromautobahnen elementar, innerhalb Deutschlands und der gesamten EU- sowie der Verteilnetze. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wird immer dezentraler, sodass man ebenso auf der Verteilnetzseite intelligente Stromnetze benötigt, die Angebot und Nachfrage besser als bisher in Einklang bringen wird. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wird immer dezentraler. Das macht intelligente Stromnetze nötig, die Angebot und Nachfrage besser als bisher in Einklang bringen.
7) Wird man das Kohlendioxids für neue Materialien (Autobau etc.) verwenden können statt einer unterirdischen Lagerung?
Zumindest ist es realistischer als die Einlagerung, die es vermutlich nie geben wird, zumindest nicht in Europa. Eine Weiterverwertung hätte den Vorteil, dass man neue Materialien erstellen kann, und der CO2 Kreislauf bestehen bleibt, es somit klima – neutral ist. Allerdings benötigt man mehr Forschungen auf diesem Gebiet, bevor man davon sprechen kann, dass es wirklich zum Einsatz kommen wird.