Hier Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen:
Was würde eine solche Kooperation für den deutschen/europäischen Energiemarkt bedeuten?
Der Einfluss aus Russland würde doch eher noch steigen, während sich gerade RWE mit Projekten wie Nabucco bislang bemühte, ein Stück Unabhängigkeit von Gazprom zu erzielen.
RWE hat auch schon in der Vergangenheit stets versucht mit Gasprom zu kooperieren, aber Gasproms Verbindung zu Eon war stets intensiver. Gasprom versucht seit langem, auch auf dem deutschen und Europäischen Strommarkt selbst aktiv zu werden, auch Kraftwerke selbst zu bauen und zu betreiben. Bisher gab es dazu wenig Möglichkeiten, durch die Energiewende hat sich dies geändert. Insbesondere da Deutschland den Anteil erneuerbarer Energien erhöhen will, ist der Bau der Gaskraftwerke sehr sinnvoll. Gaskraftwerke sind flexibel einsetzbar und gut kombinierbar mit erneuerbaren Energien. Allerdings hat Gasprom in der Vergangenheit zu hohe Gaspreise verlangt, da sie noch immer rigoros an der Ölpreisbindung festhalten. Gas gibt es derzeit im Überfluss auf dem internationalen Markt, dies hat sich in den vergangenen Jahren massiv geändert. Insbesondere durch das stark angestiegene Gasangebot in den USA hat sich der Markt grundsätzlich stark verändert, die Gaspreise sind deutlich gesunken. Daher sind die Gaspreise Russlands heute überteuert. Es ist mittlerweile billiger für Gasbezieher auf dem internationalen Spotmarktpreis Gas zu beziehen. Aus dieser Entwicklung resultiert der Streit zwischen Gasprom und Eon. Eon leidet stark unter den hohen Preisen, da es diese kaum an die Kunden weiterleiten kann.
Grundsätzlich ist jeder Energieanbieter auf dem deutschen Markt willkommen, auch Gasprom. Auch dieser Konzern kann als neuer Wettbewerber auftreten. Grundsätzlich würde dies den Wettbewerb stärken, und der Gaspreis käme unter Druck. Wenn Gasprom jedoch an den hohen Gaspreisen festhält, würde sich der Bau neuer Gaskraftwerke nur bei sehr hohen Strompreisen lohnen, dies wäre schlecht für die Stromverbraucher. Der Gasbezug wird auch weiterhin –gerade wenn Russland an den hohen Gaspreisen festhält- diversifiziert, allerdings wird der Anteil von Flüssiggas steigen. Auch Projekte wie Nabucco haben weiterhin ihre Berechtigung, da es wichtig ist, aus vielen Ländern Gas zu beziehen. Die Nachfrage nach Gas wird in Europa steigen. Die Frage ist, ob RWE weiterhin an dem Nabucco Projekt festhalten wird, wenn es mit Gasprom Verträge schließt. Sollte RWE aussteigen, wäre das Nabucco Projekt in Gefahr.
Was bedeutet eine mögliche Zusammenarbeit von RWE mit Gazprom für Eon?
Die Kooperation zwischen Eon und Gazprom ist ja weiterhin da. Völlig zu Recht verlangt Eon flexible Gaspreise und die Abkehr von der Ölpreisbindung. Nur wenn dies gelingt, wird der Bau von Gaskraftwerken für die Konzerne lohnenswert. Eon könnte die politische Unterstützung von Frau Merkel gut gebrauchen.
Ändert sich sonst noch was für irgendwen? Ist der Verbraucher der Verlierer?
Grundsätzlich nein, denn der Wettbewerb wird erst einmal gestärkt. Allerdings muss der Druck auf die russischen Gaspreise zunehmen. Da kaum erwartet werden kann, dass der Ölpreis dauerhaft sinken wird, sollte sich der Gaspreis am internationalen Wettbewerb orientieren und dies auch die Grundlage für die Gaspreise in Deutschland sein. Wenn dies gelingt, können die Verbraucher sogar profitieren.