Keine Frage, für die Energiewende sind hohe Investitionen notwendig. Diese werden aber nicht ausschließlich von den großen deutschen Energieanbietern getätigt werden, sondern von Stadtwerken, mittelständischen Energieanbietern, Infrastrukturunternehmen und vor allem auch neue, ausländische Energieanbieter. Das stärkt den Wettbewerb. Deutsche Konzerne wussten schon lange, dass die Zeit der Kernenergie in Deutschland gezählt ist. Schon viel früher hätten sie in nachhaltige Energieformen investieren können.
In was muss man investieren, um die Energiewende zu stemmen?
In der Tat sind hohe Investitionen notwendig. Wird der Anteil erneuerbarer Energien verdoppelt, müssen bis zu 122 Mrd. Euro in den kommenden 10 Jahren in diesen Sektor investiert werden, so die Schätzung des Bundesumweltministeriums. Für den Netzausbau veranschlagt die Bundesnetzagentur eine Größenordnung von bis zu 25 Milliarden Euro in den kommenden 15 Jahren. Für die energetische Gebäudesanierung werden pro Jahr bis zu 3,5 Milliarden Euro Fördermittel benötigt. Das sind zwei Milliarden Euro mehr als derzeit im Förderprogramm der KfW-Bank vorgesehen. Die benötigten Fördermittel könnten, ebenso wie die zusätzlichen Ausgaben für die Energieforschung, aus dem Verkauf der CO2 Emissionsrechte erwirtschaftet werden. Für zusätzliche Gaskraftwerkskapazitäten von bis zu zehn Gigawatt müssen bis zu 15 Milliarden Euro investiert werden, und zwar von privaten Investoren wie Stadtwerken, sowie Infrastruktur- und Energieunternehmen. In der Summe kommt man so auf Investitionen von knapp 200 Milliarden Euro in den kommenden 10 Jahren.
Sind unsere vier großen Energiekonzerne dazu überhaupt in der Lage oder bringen die schlechten Ergebnisse der Konzerne jetzt die ganze Energiewende in Gefahr?
Die großen Konzerne werden auch investieren, sie haben noch immer eine hohe Kapitaldecke und können vor allem in Großprojekte investieren, wie Offshore Windparks. Finanzinstitute verlangen hohe Eigenkapitalanteile und hohe Risikoabschläge, es gibt Stadtwerke und mittelständische Unternehmen, die sich zusammenschließen um in Großprojekte investieren. In erster Linie werden Stadtwerke und mittelgroße Energieanbieter jedoch in dezentrale Energieerzeugung investieren. Zudem gibt es auch kapitalstarke und große Energieanbieter aus dem Ausland, die gern auf dem deutschen Markt aktiv sein wollen. Das Interesse von Gazprom ist erst der Anfang. Das stärkt den Wettbewerb und verschärft den Druck auf die Konzerne. Für die Verbraucher ist ein verschärfter Wettbewerb jedoch gut. Große Infrastrukturunternehmen werden Milliarden in den Ausbau der Netze investieren. Die Energiewende ist auf jeden Fall nicht in Gefahr. Die Dominanz der großen Energiekonzerne wird aufgelöst, davon kann der Verbraucher profitieren.