Nun hat es auch der Gazprom Konzern bestätigt: es droht schon wieder eine neue Gaskrise. Westeuropa wird auch in diesem Sommer wieder damit rechnen müssen, dass weniger Gas als vereinbart zu uns ankommen wird. Anders als im Winter müssen jetzt keine Menschen frieren, dennoch müssen wir unsere Energiepolitik überdenken:
1. Aufgrund der Finanzkrise wird zu wenig in die Energieherstellung investiert. Der Ölpreis und auch der Gaspreis sind zu niedrig, als dass sich die Investitionen in kostspielige Anlagen rechnen würden. Zudem werden neue Kraftwerksbauten und auch der Bau von Infrastruktur verschoben. Es droht somit eine neue Energiekrise.
2. Fossile Energien werden knapper und teuerer. Der Ölpreis steigt derzeit zwar wieder- er ist in den letzten Monaten um 40 Prozent gestiegen- die Gründe hierfür sind unklar, es spiegelt wohl die Hoffnung vor einem Aufschwung wieder, zudem sind die Spekulanten am Ihre Plätze zurück gekehrt. Der Gaspreis folgt dem Ölpreis mit der Zeitverzögerung von sechs Monaten, was dazu führt, dass im Winter die Gaspreise wieder kräftig steigen werden- wenn der Ölpreis so hoch bleiben sollte. Ein Grund mehr wieder einmal zu fordern, dass die Ölpreisbindung aufgehoben wird und endlich mehr getan wird, um den Wettbewerb im Gasmarkt zu stärken. Zudem müssen wir ohnehin mehr tun, um Energie einzusparen und uns mehr und mehr von den fossilen Energien insgesamt verabschieden.auf Alternativen zum Gas
3. Öl und Gas kann knapp werden, das haben wir spätestens bei den Gaslieferungen aus Russland gelernt. Russland hat aufgrund von finanzieller Streitigkeiten mit den Transitländern mehrfach den Gashahn zugedreht. Aber auch Öl wird knapper und teurer werden. Die Strompreise steigen ohnehin, da neue Kraftwerke und neue Netze gebaut werden müssen, die Kosten werden aufgrund von zu wenig Wettbewerb auf die Verbraucher überwälzt.
4. Der Streit um sichere Atomkraftwerke in Deutschland macht deutlich, dass der Energiepolitik in Deutschland eine zentrale Rolle zukommt: wir müssen dringend mehr tun, um Energie einzusparen, um von den fossilen Energien wegzukommen und eine klimafreundliche Energieversorgung auf den Weg bringen. Die Umstellung auf neue Energieformen bedarf Zeiträume von mindestens 25 Jahren. Selbst wenn wir heute mit der Umstellung beginnen, d.h. Gebäude besser dämmen, neue Kraftstoffe zum Einsatz bringen oder die Kohlekraftwerke umweltfreundlicher machen, die Auswirkungen werden ohnehin erst in einigen Jahrzehnten sichtbar. Die Energieversorgung lässt sich eben nicht „hopp la hopp“ umstellen, wenn die Energiepreise steigen. Genau aus diesem Grund müssen die Energiepolitik und auch die Energiehersteller heute beginnen. Das „Desertec“ Projekt, d.h. Strom aus der Wüste, macht deutlich, wo die Reise hingehen wird. Denn auch dieses Projekt ist ein Projekt für die kommenden Jahrzehnte.
Was heißt all dies nun für uns?
Nun, die Zeit billiger Energie ist ohnehin vorbei, daran müssen wir uns gewöhnen. Die Ökostromherstellung ist zwar heute noch teurer, wird aber im Zeitablauf immer billiger. Die Umstellung hin zu einer zukunftsweisenden und klimafreundlichen Energieversorgung wird ein langer und teurer Weg sein. Die Finanzkrise hat aber zumindest ein Gutes: wir geben heute gezielt Geld aus, und das sollten wir auch zu großen teilen in die Sicherstellung der zukunftsfähigen Energieherstellung, inklusive Energiesparen, dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Förderung innovativer Mobilitätsformen. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.