Hier Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen
Vor einem Jahr wurde die Energiewende präsentiert, ist sie überhaupt machbar?
Sie ist auf jeden Fall machbar, da wir heute ja schon 20 % unseres Stroms aus erneuerbaren Energien herstellen. In Bayern und Baden Württemberg gehen die restlichen Kernkraftwerke vom Netz, beide Bundesländer haben sich vorgenommen den Anteil der erneuerbaren Energien deutlich zu erhöhen. Auch Nordrhein Westfalen will den Anteil deutlich erhöhen. Somit werden wir sicherlich diese Größenordnung erreichen können.
Die deutsche Wirtschaft klagt, dass die Wettbewerbsfähigkeit leidet, hat sie Recht?
Es ist richtig, dass Deutschland schon heute vergleichsweise hohe Strompreise hat, allerdings sind die energieintensiven Industrien schon heute von Zahlungen der erneuerbaren Energien Umlage, der Ökosteuer und der CO2 Zertifikate weitestgehend ausgenommen. Diese Ausnahmen hat man eingerichtet, um die Wettbewerbsfähigkeit nicht zu gefährden. Für die Industrie sind zudem die Börsenpreise für Strom entscheidend- dieser kann sogar sinken mit der Zunahme des Angebots aus erneuerbaren Energien. Im Übrigen zeigen unsere Modellrechnungen, dass die Strompreise auch ohne Energiewende steigen würden, aufgrund von Preissteigerungen bei fossilen Energien und mangelndem Wettbewerb. Selbst ohne Energiewende würde das Netz wie geplant erneuert und überarbeitet und alte Kraftwerke durch neue ersetzt. Der Strompreisanstieg beim Börsenstrompreis, der allein auf die Energiewende zurückzuführen ist, ist sehr gering. Der Ausbau der Netze auf dezentraler Ebene sowie ins Europäische Ausland sollte auch ohne Energiewende getätigt werden. Auch ohne Energiewende steigen die Energiekosten. Umso wichtiger ist es sparsamer mit Energie umzugehen und alles zu tun, um die Energieeffizienz zu verbessern. Ein Zusammenschluss starker Industrieunternehmen, die beispielhaft Energieeffizienzmaßnahmen umsetzen (Deneff) zeigt eindrucksvoll, was die deutsche Industrie in diesem Punkt leistet. Ich würde mich wünschen, man würde derartige Initiativen stärker unterstützen.
Erhöhen sich die Energiekosten für die Bürger? Und was kann der Staat tun?
Wichtig ist die Frage, wie stark die Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien steigen wird- sie kann bei einem moderaten Ausbau der erneuerbaren Energien leicht ansteigen. Aber es gibt auch senkende Faktoren wie die Zunahme des Wettbewerbs oder Importe. Nichts desto trotz ist mit leicht steigenden Strompreisen zu rechnen. Wichtig ist somit das Energiesparen. Bürger sollten vor allem darin unterstützt werden, dass sie Energie einsparen. Die größten Kostensteigerungen entstehen derzeit bei der Zunahme der Preise der fossilen Energien. Je mehr hier eingespart werden kann, desto besser.
Was sollte getan werden damit die Versorgungssicherheit gewährleistet bleibt?
Wichtig ist, dass man in dem anvisierten Zeitplan bleibt und die Kraftwerke wie geplant ersetzt, die Netze weiter ausbaut, sowohl die dezentralen Netze als auch Stromleitungen von Nord nach Süd sowie ins Europäische Ausland. Vor allem im Süden Deutschlands müssen Ersatzkraftwerke sowie die dezentralen Netze ausgebaut werden. Man ist bisher aber gut im Zeitplan, man braucht jetzt auch Ruhe und Geduld und keine hektische und hysterische tägliche Panikmache. Die Energiewende ist ein Langfristprojekt. Wir haben vier Jahrzehnte vor uns, da müssen aber in der Tat heute die richtigen Weichen gestellt werden, um die Energiewende wirklich nicht an die Wand zu fahren.
Brauchen wir nicht einen Masterplan?
Tatsächlich sind die Kompetenzen weit verteilt, nicht nur zwischen Wirtschafts- und Umweltministerien sowie mindestens fünf weitere Ministerien sondern auch auf Landesebene. Offensichtlich hat man die Energiewende nun zur Chefsache gemacht, eine zentrale Koordination erscheint absolut notwendig.
Oder ein Energieministerium?
Eindeutig ja. Dies habe ich übrigens auch schon im Jahre 2006 in einem Gastbeitrag der Süddeutschen Zeitung gefordert. Mittlerweile wird deutlich, dass es ohne eine verantwortliche Institution nicht geht. Dabei sollen die Interessen und Kompetenzen gebündelt- nicht aufgegeben – werden. Die Energiewende ist ein enorm wichtiges und langwieriges Projekt- ohne Energieminister wird diese Herkulesaufgabe nicht zu schaffen sein.
Der Bundesumweltminister Peter Altmaier will die Zielvorgaben überprüfen. Ist dies sinnvoll?
Es ist immer sinnvolle die Zielvorgeben zu überprüfen: ich würde mir jedoch wünschen, dass nun weniger über die Zielvorgaben debattiert wird sondern über die Umsetzung und über die zentralen Bausteine gesprochen und entschieden wird. Wichtig ist beispielsweise, dass die Stromspeicherkapazitäten erhöht werden, diese sind vom allem im Europäischen Ausland größer, wie beispielsweise in den Alpenregionen oder Skandinavien. Daher ist es wichtig, dass die Netze auch ins Europäische Ausland deutlich ausgebaut werden. Die Verbesserung der Energieeffizienz ist absolut wichtig, der Gebäudeenergieeinsatz kann deutlich vermindert werden, zudem sollte die Mobilität nachhaltig werden. Wichtig ist zudem die Transparenz und Information, derzeit wird die Energiewende von den wenigsten wirklich verstanden. Die Menschen müssen mitgenommen werden. Das hat man nun glaube ich erkannt und start Informationskampagnen.
Außerdem soll die Solarwirtschaft gerettet werden? Ist dies sinnvoll?
Eindeutig ja. Dazu ist es notwendig, vor allem die Innovationspotentiale zu fördern. Sicherlich wird eine Marktbereinigung geben, es muss aber auch genauso gutes Investitionsklima geschaffen werden wie in Asien. Ich halte es für absolut richtig und auch notwendig, dass man schaut, wie der Staat es schaffen kann, einen nachhaltigen Markt für eine innovative Solarwirtschaft zu schaffen.