Auf die Frage der Frankfurter Rundschau
Die erneuerbaren Energien ersparen der Volkswirtschaft hohe Kosten – die Energieimporte sinken, die Umweltschäden ebenso. Rechnen Sie das doch mal vor. Auch eine Billion?
Antwortet Herr Altmaier:
„Das kann man nicht so gegeneinander stellen. Beim Bau einer Umgehungsstraße sind auch nicht die Benzinersparnisse durch vermiedene Staus gegengerechnet. Solche Berechnungen sind unseriös. Sie ändern nichts daran, dass die EEG-Umlage von den Bürgern bezahlt werden muss.“
Herr Altmaier schürt weiterhin Angst, die Energiewende sei zu teuer und lasse den Strompreis explodieren. Er schmälert so die Akzeptanz für das von der Bundesregierung so wichtige Projekt und verunsichert Investoren. Und er löst die grundsätzlichen Probleme jedoch nicht. Die Vorschläge für eine Strompreisbremse sind nahezu wirkungslos. Ökostrom muss als Sündenbock für unverhältnismäßige Preissteigerungen herhalten. Anstelle sich den wahren Problemen der Strompreissteigerungen zuzuwenden, wird Angst geschürt und Tür und Tor für weitere exorbitante und unverhältnismäßige Strompreissteigerungen geöffnet.
Die Kosten der Energiewende werden überdramatisiert.
Um bei dem Beispiel von Herrn Altmaier zu bleiben: Bei den Investitionen (nicht Kosten) einer Umgehungsstraße wird durchaus der Nutzen in den Vordergrund gestellt: Lärmverminderung, Umweltschutz, Fußgängerzone, lokale Handelsinteressen, also wenn relevant auch Benzinersparnis durch Staureduzierung. Eben deswegen baut man ja die Umgehungsstraße! Wenn für die Hauptverkehrsstraße mitten durch die Stadt erst ein Tunnel gebaut, das Rathaus abgerissen und der Schlosspark abgeholzt werden muss, ist die Umgehungsstraße vielleicht sogar günstiger.
UND: Wenn er über die Kosten der EnergieWENDE redet, darf er nicht die Kosten der Energie insgesamt anschauen, sondern müsste die Kosten der herkömmlichen Energien herausrechnen. Herkömmliche Energien werden immer teurer und die Folgekosten (Klimawandel, Umweltschäden, Atommüll) nicht absehbar. Insofern ist es unredlich, dem Ökostrom Kosten in die Schuhe zu schieben, die unser hoher Energieverbrauch mit sich bringt. Wichtiges Ziel ist es deswegen, Energie sehr viel effizienter einzusetzen – also im Altmaier-Vergleich: eine andere Verkehrspolitik zu machen, damit der Verkehr nicht stetig weiter wächst.
Die Beschwörung der Billion ist offensichtlich Ausdruck einer Überforderung, in großen Dimensionen zu denken. In der Volkswirtschaft sind derartige Summen über Jahrzehnte gerechnet nichts Ungewöhnliches. Um der „Billion“ mal den Schrecken zu nehmen: Wenn alle Bundesbürger (80.000.000) jeden Tag knapp etwa 85 Cent in einen Strumpf steckt, dann hätten wir in vierzig Jahren die Billion schon zusammen. Oder anders gesagt: Wenn es jedem einzelnen von uns gelänge, jeden Tag unsere Energiekosten um knapp einen Euro zu reduzieren, könnten wir in vierzig Jahren eine Billion sparen! Erneuerbare Energie ist heute schon günstiger als herkömmliche und wird mit wachsendem Fortschritt immer günstiger. Die beste Strompreisbremse ist die Investition in die Energiewende – wenn man sie denn endlich mal begänne!