Leider äußern sich oftmals eher die Skeptiker als die Nutznießer der Energiewende. Die Energiewende birgt mehr Chancen als Risiken.
Hier die Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
Viele Unternehmen in Deutschland sorgen sich vor steigenden Energiepreisen. Was sollte die Politik tun, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts nicht aufs Spiel zu setzen?
Steigenden Ölpreisen kann man nur entgegentreten, in dem man immer mehr energieeffizienter wird, immer sparsamer mit Energie umgeht, insbesondere im Gebäudebereich durch gezielte Sanierungen die Energiekosten senkt, sowie im Bereich Mobilität auf Alternativen umstellt. Hier ist in der Tat die politische Unterstützung gefordert, insbesondere durch eine gezielte finanzielle Unterstützung. Gaspreise sind derzeit in erster Linie in Deutschland aufgrund der Ölpreisbindung hoch, durch ein Überschussangebot an Gas sind die Preise international niedrig. Vor allem russische Gaslieferunternehmen bestehen aufgrund von Langfristverträgen auf die Kopplung des Gaspreises an den Ölpreis. Hier wäre es wichtig, das Angebot zu diversifizieren und verstärkt auf dem internationalen Markt Gas zu beziehen bzw. den Druck auf russische Gaslieferunternehmen zu erhöhen, die Preise zu senken. Zum Strompreis: es gibt preistreibende aber auch senkende Faktoren: preistreibend können in der Tat Investitionen in Kraftwerke und Netze wirken, auch die Förderung der erneuerbaren Energien kann sich erhöhen. Andererseits kann der Börsenpreis durch ein erhöhtes Stromangebot auch sinken- davon würde insbesondere die Industrie profitieren. Die Förderung der erneuerbaren Energien errechnet sich aus der Differenz zum Börsenpreis- sollte sich letzterer erhöhen, steigt die Umlage nicht so stark bzw. könnte sogar sinken. Ein verstärkter Wettbewerb und Importe wirken zudem preissenkend. Ein niedriger Gaspreis wurde zudem die Stromproduktionskosten senken. Wichtig für die Unternehmen sind die Verbesserung der Energieeffizienz und das Ausschöpfen der Potentiale durch einen verstärkten Wettbewerb. Eine verbesserte Energieeffizienz ist übrigens ein zentraler Wettbewerbsvorteil.
Mangelt es an Wettbewerb auf dem deutschen Energiemarkt? Welche Möglichkeiten gibt es, für mehr Wettbewerb zu sorgen?
Durch die Energiewende selbst wird sich der Wettbewerb deutlich verbessern, denn mit dem Umbau des Energiesystems werden neue Anbieter, mittelständische Anbieter, ausländische Anbieter auf den deutschen Markt kommen. Die oligopolistische Marktstruktur wird sich deutlich vermindern. Wichtig ist die Vermeidung einer möglichen Marktdominanz beim Ausbau der Infrastruktur oder beim Ausbau der Stromerzeugungsanlagen.
Die Energiewende wird oftmals in der Wirtschaft kritisch gesehen. Wie nachhaltig schätzen Sie den aktuellen Kurs ein?
Leider äußern sich – zumindest lauter- eher die Kritiker und weniger die Nutznießer der Energiewende. Die deutsche Wirtschaft wird wie keine von dem Umbau des Energiesystems profitieren können. Die Chancen sind viel größer als die Risiken. Deutsche Technik im Bereich der Energieeffizienz, nachhaltige Energieversorgung und Mobilität, Material-und Kreislaufwirtschaft ist weltweit führend und wird durch die Energiewende weiter gestärkt. Der Vorteil der deutschen Wirtschaft ist, dass die klassische Wirtschaft, angefangen vom Anlagenbau für erneuerbare Energien, über Chemie für die Herstellung nachhaltiger Produkte beispielsweise für die Fahrzeugindustrie oder Dämmmaterialien bis hin zur nachhaltigen Mobilität, von der Energiewende profitieren kann. Es werden Milliarden im dreistelligen Bereich investiert werden, dies schafft Wertschöpfung und Arbeitsplätze.
Viele Unternehmen beschweren sich über hohe und permanent weiter steigende staatliche Auflagen wie EEG- und Netzdurchleitgebühren. Wie kann man die Energie- und Umweltpolitik Deutschlands im Hinblick auf die Zielsetzung einer sicheren, klimaverträglichen und bezahlbaren Energieversorgung beurteilen?
Energieintensive Unternehmen sind weitestgehend von der Zahlung dieser Entgelte befreit. Andere Unternehmen mit einem weniger hohen Energieverbrauch kann man immer wieder raten, die Energieeffizienzpotentiale auszuschöpfen. Das spart enorme Kosten. In den vergangenen 10 Jahren sind die Strompreise auch deshalb so stark gestiegen, da der Anteil für die Energieunternehmen trotz niedriger Stromproduktionskosten aufgrund verminderten Wettbewerbs so stark gestiegen ist. Diesen Anteil kann man durch verstärkten Wettbewerb vermindern. Die EEG Umlagesteigerungen werden weniger stark steigen, da man sich lange Zeiträume vorgenommen hat und große Preistreiber, die die PV Anlagen, mittlerweile nahezu wettbewerbsfähig sind und die Vergütungssätze verkürzt wurden.
Es gibt zunehmend Sorgen durch die mögliche Gefahr von Blackouts. Ist die Netzsicherheit in Gefahr?
Der Ausbau und Optimierung der Europäischen Stromnetze hat Priorität, ein beschleunigter Ausbau ist dringend vonnöten. Erneuerbare Energien weisen hohe Volatilitäten auf. In Zeiten eines hohen Angebots erneuerbarer Energien reichen oftmals die Stromnetze nicht aus, um den überschüssigen Strom ins Inland oder Auslandweiterzuleiten. Insbesondere ist der Ausbau von Stromautobahnen elementar , innerhalb Deutschlands und der gesamten EU- sowie der Verteilnetze. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wird immer dezentraler, sodass man ebenso auf der Verteilnetzseite intelligente Stromnetze benötigt, die Angebot und Nachfrage besser als bisher in Einklang bringen wird. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wird immer dezentraler. Das macht intelligente Stromnetze nötig, die Angebot und Nachfrage besser als bisher in Einklang bringen. Durch die Finanzkrise erhöhen sich die Risikoaufschläge der Finanzinstitute. Bürgschaften durch die Regierung würden zumindest Unsicherheiten mindern. Zudem ist es unerlässlich, dass mehr Speichermöglichkeiten geschaffen werden. Pumpspeicherkraftwerke sind derzeit allerdings die einzig, wenn auch nur teilweise, wirtschaftliche Form der Stromspeicherung. In der Zukunft sind auch innovative Stromspeicher, wie Batterien, Methan, Wasserstoff etc. möglich, die aufgrund der hohen Kosten derzeit schlichtweg unwirtschaftlich sind. Da die Optionen für Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland begrenzt sind, sind wir ebenso auf andere EU Länder (Alpenregion, Skandinavien) angewiesen. Um auch diese Potentiale nutzen zu können, benötigen wir dringend mehr Stromleitungen.
Die Steigerung der Energieeffizienz ist wichtig. Welche Anreize sollte die Politik insbesondere für KMU schaffen, damit die Themen Energiemanagement und Energiesparen von den Unternehmen stärker angegangen werden?
Zukünftig wird die Bewilligung von möglichen finanziellen Beihilfen (wie beispielsweise die Ausnahmen der Zahlung der Ökosteuer) davon abhängig sein, inwieweit die Unternehmen die Energieeinsparpotentiale ausschöpfen. Das Einführen eines Energiemanagementsystems ist dafür die zentrale – und auch ideale- Ausgangsbedingung. Unternehmen unterschätzen oftmals die Potentiale und überschätzen den Aufwand. Die Kostensenkungspotentiale durch ein effizientes Energiemanagement sind enorm.
Was ist eigentlich mit der gesellschaftlichen Akzeptanz?
Ein wichtige Dimension neben der technischen, wirtschaftlichen und politischen ist die gesellschaftliche: die Akzeptanz der Bevölkerung wird davon abhängen, wie gut man den Menschen erklärt, um was es genau geht, welche Schritte notwendig sind und wie hoch die Belastungen und Entlastungen (Gebäudesanierung) ausfallen werden. Daher ist es notwendig, dass nicht nur auf Bundes- und Landesebene sondern vor allem auf kommunaler Ebene viel Transparenz, Information und Partizipation geschaffen wird.