Es war nur eine Frage der Zeit, bis Alarmisten vor exorbitant hohen Kosten warnen, die die Atomwende verursacht. So warnen die Verbände der stromintensiven Industrien vor Preissteigerungen um 70 Prozent, die Umweltverbände gehen von leichten Preissteigerungen bis zu 10 Prozent aus. Wie kommen derart unterschiedliche Bewertungen zustande?
Zum einen muss man unterscheiden von dem Investitionsbedarf, der in dreistelliger Milliardenhöhe liegen dürfte. Die Investitionen werden zum größten Teil von der Energiewirtschaft selbst getragen werden. Zum anderen muss man davon die öffentlichen Ausgaben, wie beispielsweise die Ausgaben für die Gebäudesanierung oder Energieforschung unterscheiden. Diese können sich in der Tat auf 3 – 5 Mrd. Euro pro Jahr belaufen, je nachdem, in welcher Höhe die Gelder für die Gebäudesanierung, Energieforschung oder Unterstützung nachhaltiger Mobilität einbezogen werden sollen. Diese Kosten könnten aber auch von den Energiekonzernen bezahlt werden, wenn man die CO2 Zertifikate vollständig versteigert, würde man Einnahmen von bis zu 6 Mrd. Euro erzielen. Auch eine Erhöhung der Brennelementesteuer kann Mehreinnahmen bringen, wenn auch nicht in dieser Größenordnung. Wenn man die Dieselsteuer auf Benzinsteuerniveau anpassen würde, könnte man ebenso 6 Mrd. Euro einnehmen, die Kosten müssten dann aber auch viele Verbraucher tragen.
Was jedoch in den Medien und bei den meisten Politikern als Kosten der Energiewende bezeichnet werden, sind die Wirkungen auf die Strompreise. Die Wirkungen auf den Strompreis sind ambivalent. Es gibt genauso viel preistreibende wie senkende Faktoren durch den Umbau hin zu mehr erneuerbarer Energien. Da Deutschland im Europäischen Vergleich ohnehin ein hohes Strompreisniveau hat, wird es vermutlich nur leichte Preisanstiege geben. Preissteigernd wirkt der Strompreis an der Börse, dieser wird durch eine Angebotsverknappung eher steigen. Auch der Netzausbau wirkt leicht preissteigernd, wenn Atom durch Kohle ersetzt wird, steigen CO2 Preise, das wird ebenso preissteigernd. Preissenkend hingegen wirkt die Förderung erneuerbarer Energien, denn die Umlage sinkt mit erhöhtem Börsenpreis. Auch die Importe wirken preissenkend, da der Strom aus dem Ausland billiger ist. Auch die Zunahme Wettbewerb könnte sich senkend auf den Preis auswirken. Da neue Kapazitäten entstehen, können neue Wettbewerber auf den Markt tätig werden, durch mehr Wettbewerb sinken die Strompreise.
Mit dem Strommarktmodell ESYMETRIE haben wir die Auswirkungen auf den Strompreis berechnet, wenn sich der Kraftwerkspark in den kommenden Jahren verändert. Angenommen sind dabei die Ausbaupfade der erneuerbaren Energien (Leitstudie), sowie der Ersatz von veralteten Kohlekraftwerke durch 70 % Kohle- und 30 % Gaskraftwerke. Nach unseren Berechnungen wird sich der Börsenstrompreis von 1,4 bis 1,6 Cent/ kwh bis 2020 erhöhen. Durch die Gebäudesanierung wird man jedoch auch massiv Kosten einsparen können, sodass die Netto- Energiekosten Belastung einzelner Haushalte geringer ausfallen wird.

Literatur
Traber, Kemfert: Nachhaltige Energieversorgung: Beim Brückenschlag das Ziel nicht aus dem Auge verlieren, Wochenbericht des DIW 23/10 Download

Traber, Kemfert, Diekmann: Strompreise: Künftig nur noch geringe Erhöhung durch erneuerbare Energien, Wochenbericht des DIW Berlin 6/2011 Download